Schwangerschaftsdiabetes ist eine häufige Diagnose in der Schwangerschaft – und sorgt bei den werdenden Müttern für sehr viel Verunsicherung. Festgestellt wird die Stoffwechselerkrankung meist bei den Routineuntersuchungen. Symptome treten wiederum selten auf. Umso wichtiger ist es, die Untersuchung auch wirklich wahrzunehmen. Nach der Diagnose kommen viele Fragen auf: Wie gefährlich ist Schwangerschaftsdiabetes für mich und das Kind? Welche Behandlungsmöglichkeiten gibt es? In diesem Artikel gehen wir auf die Fragen ein.
Was ist Schwangerschaftsdiabetes?
Bei der Schwangerschaftsdiabetes ist der Blutzuckerspiegel der werdenden Mutter dauerhaft oder sehr lange nach den Mahlzeiten erhöht. Die Schwangerschaftsdiabetes ist eine Form der Zuckerkrankheit (Diabetes mellitus) und wird manchmal auch als als Typ-4-Diabetes bezeichnet. Der Unterschied ist vor allem die Erstdiagnose zum Zeitpunkt der Schwangerschaft. Zudem verschwindet der Typ der Diabetes häufig auch nach der Schwangerschaft wieder.
Symptome gibt es meist keine oder nur sehr leichte wie vermehrter Durst, häufiges Wasserlassen oder Müdigkeit. Da diese Symptome aber auch insgesamt häufig bei der Schwangerschaft vorkommen, wird ihnen meist keine große Bedeutung gegeben.
Hinweise auf eine Schwangerschaftdiabetes geben zudem folgende Symptome:
- Bluthochdruck
- Gesteigerte Fruchtwassermenge
- Scheidenentzündungen (verursacht durch den erhöhten Zuckeranteil)
- Starke Gewichts- und Größenzunahme des Ungeborenen
Der Test auf Schwangerschaftsdiabetes erfolgt routinemäßig. Bei deutlichen Beschwerden, sollte man sich aber bereits vor dem Termin für die Untersuchung an den behandelnden Arzt wenden.
Wie wird Schwangerschaftsdiabetes festgestellt?
Da die Schwangerschaftsdiabetes in den meisten Fällen symptomlos verläuft, sollten alle Schwangeren getestet werden. Dies erfolgt meist in der 24. bis 28. Schwangerschaftswoche mit dem oralen Glukosetoleranztest. Wenn Risikofaktoren wie Übergewicht, Diabetes in der Familie, Schwangerschaftsdiabetes in einer früheren Schwangerschaft oder bestimmte Stoffwechselerkrankungen bestehen, kann der Test schon im ersten Schwangerschaftsdrittel gemacht werden.
Der Glukosetoleranztest besteht aus zwei Tests, die für Mutter und Ungeborenes vollkommen gefahrlos sind. Zunächst erfolgt der Vortest, bei dem die Schwangere ein Glas Wasser mit Glukose trinkt. Nach einer Stunde Wartezeit erfolgt dann eine Blutentnahme zur Bestimmung des Blutzuckerspiegels. Wie du siehst also eine ganz harmlose und entspannte Untersuchung, vor der man keine Angst zu haben braucht.
Jetzt entscheidet der Wert. Liegt dieser unter dem Grenzwert von 7,5 mmol/l (unter 135 mg/dl), ist der Test beendet und es liegt kein Verdacht auf Schwangerschaftsdiabetes vor.
Aber auch ein Wert darüber ist noch kein Beweis für eine Schwangerschaftsdiabetes. Leicht erhöhte Blutzuckerwerte sind bei Schwangeren durch den veränderten Stoffwechsel völlig normal. Um aber sicherzugehen, erfolgt ein zweiter Test. Dazu muss die Schwangere nüchtern sein und in diesem Zustand den Blutzuckerspiegel bestimmen lassen. Danach muss sie eine Zuckerlösung trinken. Wie auch schon beim Vortest erfolgt dann nach einer Stunde eine weitere Blutzuckerbestimmung und nach der zweiten Stunde noch einmal.
Überschreitet einer der drei gemessenen Blutzuckerwerte die Grenzwerte, liegt ein Schwangerschaftsdiabetes vor.
Die Kosten für den Test werden von den gesetzlichen Krankenkassen übernommen.
Warum kommt es zu Schwangerschaftsdiabetes?
Welche Ursachen genau die Schwangerschaftsdiabetes auslösen ist nicht bekannt. Experten gehen davon aus, dass die betroffenen Frauen bereits vor der Schwangerschaft eine verringerte Insulinsensitivität haben. Dies kann sich dann im Laufe der Schwangerschaft verstärken, da ab der 20. Schwangerschaftswoche die Zellen unempfindlicher gegen Insulin werden. Sprechen die Zellen nicht mehr so sehr auf das blutzuckersenkende Insulin an, steigt der Blutzuckerspiegel. Verantwortlich dafür sind hormonelle Veränderungen. Bei Frauen, die eine Schwangerschaftsdiabetes entwickeln, reicht die Insulinproduktion nicht mehr aus, um dem hohen Blutzuckerspiegel entgegenzuwirken.
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Gab es Schwangerschaftsdiabetes schon immer?
Schwangerschaftsdiabetes zählt zu den häufigsten Komplikationen in der Schwangerschaft – und das nicht erst seit gestern. Die Häufigkeit von Schwangerschaftsdiabetes ist weltweit in den letzten 15 Jahren angestiegen.
Dies liegt aber auch daran, dass heute routinemäßig getestet wird. Mit mehr Tests werden somit also auch mehr Fälle entdeckt. Dazu kommen Risikofaktoren wie Übergewicht und ein höheres Alter der Schwangeren. Auch unser heutiges Essverhalten unterscheidet sich sehr von dem unserer Großeltern (mehr Zucker, mehr verarbeitete Lebensmittel). Auch dieser Faktor sorgt für eine vermehrte Entstehung von Diabeteserkrankungen.
Beachtet sollte aber auch werden, dass die Grenzwerte zur Feststellung von Schwangerschaftsdiabetes verändert wurden und so mehr Diagnosen positiv sind im Vergleich zu den alten Grenzwerten.
Welche Auswirkungen hat die Erkrankung auf das Baby?
Auch bei einer vorliegenden Schwangerschaftsdiabetes verlaufen die Schwangerschaften in den meisten Fällen völlig normal. Gefahren treten vor allem auf, wenn die Schwangerschaftsdiabetes nicht entdeckt wird. Durch das Wahrnehmen der Vorsorgeuntersuchungen tritt dies aber heutztage kaum mehr auf.
Wenn die Erkrankung sich sehr früh in der Schwangerschaft entwickelt und unentdeckt bleibt, kann es zu Fehlbildungen vor allem im Bereich des Herzens kommen. Durch den erhöhten Zuckerfluss von Mutter zu Kind können die Kinder starke Wachstumsschübe bekommen. Zusammen mit der erhöhten Fruchtwassermenge kommt es so häufig zu einer Überdehnung der Gebärmutterwand, welche Frühgeburten auslösen kann.
Die Kinder von Frauen mit Schwangerschaftsdiabetes sind häufig bei der Geburt etwas schwerer als der Durchschnitt. Aber auch das ist noch kein Grund zur Sorge. Auch dadurch mögliche auftretende Probleme bei der Geburt können durch eine rechtzeitige Diagnose und Behandlung verhindert werden.
In seltenen Fällen können die Kinder nach der Geburt Anpassungsschwierigkeiten haben und zu Unterzuckerung direkt nach der Geburt neigen. Diabetes beim Neugeborenen muss aber nicht befürchtet werden. Auch manche Mütter entwickeln nach der Schwangerschaft ein Diabetes, deshalb sollte man nach der Entbindung nochmal einen Zuckertest machen.
Die genannten Probleme können durch die frühzeitige Diagnose und Behandlung in den meisten Fällen verhindert werden.
Wie wird Schwangerschaftsdiabetes behandelt?
Die gute Nachricht: in den meisten Fällen kann die Schwangere den Verlauf allein durch die Umstellung der Ernährung und mehr Bewegung positiv beeinflussen. Wichtig ist, die angeordneten Maßnahmen konsequent umzusetzen. So können die negativen Auswirkungen für Mutter und Kind verhindert werden.
An erster Stelle steht also die Ernährungsumstellung. Wie genau diese aussieht wirst du mit deinem Arzt oder in einer speziellen Beratung besprechen. Welche Umstellung sinnvoll ist hängt von vielen Faktoren wie Gewicht, Ernährungsweise und Bewegung ab. Kurz gefasst kann man sagen, dass meist empfohlen wird die Kohlenhydratzufuhr zu reduzieren. Kohlenhydrate erhöhen den Blutzuckerspiegel – und genau das wollen wir ja vermeiden.
Auch hilfreich ist es, drei nicht zu große Hauptmahlzeiten und zwei kleinere Zwischenmahlzeiten zu essen. So wird der Blutzuckerspiegel stabilisiert.
Eine strenge Diät ist während der Schwangerschaft aber nicht zu empfehlen, denn der Nachwuchs soll ja immer noch mit genügend Nährstoffen versorgt werden.
Wie du dich richtig ernährst, erklären wir dir in diesem Beitrag.
Der zweite Baustein in der Behandlung von Schwangerschaftsdiabetes ist die Bewegung. Aber ebenso wie bei der Ernährung gilt auch hier ein gesundes Maß zu finden, das für den Zustand angemessen ist. Spaziergänge von 30 Minuten und einige Gymnastikübungen sind meist schon ausreichend, um eine Insulinbehandlung zu verhindern. Und nebenbei fühlt man sich auch insgesamt fitter und energiegeladener.
Nur, wenn trotz geänderter Ernährung und ausreichender Bewegung die Blutzuckerwerte weiterhin außerhalb der gewünschten Werte liegen, wird eine Behandlung mit Insulin erforderlich. Insulin ist ein körpereigenes Hormon, welches den Blutzucker senkt und wird unter die Haut gespritzt. Nach der Geburt wird die Behandlung dann wieder abgesetzt. Aber wie gesagt: in den meisten Fällen wird dies nicht notwendig sein, sofern man sich an die empfohlene Ernährungsumstellung und Bewegungsvorgabe hält. Wichtig ist, die Werte regelmäßig zu kontrollieren und auch die Ultraschalluntersuchungen wahrzunehmen. Auch ein zu starkes Wachstum des Kindes durch den erhöhten Blutzucker kann eine Behandlung notwendig machen.
Ich habe die Diagnose erhalten – und jetzt?
Das Wichtigste nach der Diagnose: mach dich nicht verrückt. Die meisten Schwangerschaften verlaufen trotz der Diagnose Schwangerschaftsdiabetes vollkommen normal. Die Diagnose ist oft ein Schreck, weil man meist überhaupt keine Symptome hatte und trotzdem dann plötzlich ‚krank‘ ist.
Nach der Diagnose wird der Arzt oder eine Diabetes-Beratungsstelle alle offenen Fragen mit dir klären. Und es wird gezeigt, wie man ab jetzt den Blutzuckerspiegel selbst bestimmen kann. Mit einem kleinen Messgerät kontrolliert man den Wert vor dem Frühstück und jeweils eine Stunde nach den Mahlzeiten. Diese Werte werden notiert und dann vom Arzt beim nächsten Besuch kontrolliert. Und auch man selbst kann so schon abschätzen, ob die Ernährungsumstellung etwas bringt. Morgens nüchtern sollten die Werte unter 95 mg/dl (5,3 mmol/l) liegen, in der Stunde nach einer Hauptmahlzeit unter 140 mg/dl (7,8 mmol/l).
Auch wenn diese Messungen und die Umstellung der Ernährung erstmal seltsam sind – man gewöhnt sich schnell daran und hat es so selbst in der Hand, mögliche negative Folgen für sich und das Kind abzuwehren.
Nach der Geburt normalisiert sich bei der Mehrzahl der Frauen der Blutzuckerspiegel wieder. Zur Sicherheit sollte aber 6 bis 12 Wochen nach der Geburt wieder ein Glukosetoleranztest durchgeführt werden. Auch eine jährliche Diabetes-Kontrolluntersuchung beim Hausarzt ist ratsam, um so einem möglichen Typ 2 Diabetes vorzubeugen.
Wenn du wissen willst, wie es mir nach der Diagnose Schwangerschaftsdiabetes ergangen ist, dann lies hier weiter.
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